Virtuelle Realität
vs. reale Virtualität vs. virale Ritualität vs. rituelle Viralität.
Hier bin ich Ich,
hier bin ich Alle. Ich bin Poesie in 140 Zeichen. Ich bin Darsteller in einem
blau-weißen Rahmen.
Ich bin Sexsymbol mit Hühnerbrust. Ich bin gestriegelte
Kompetenz. Ich bin Romantik im Steckbriefformat. Ich bin Ficken ohne Anfassen. Ich
bin gelinkt, genetzt, gesponnen, verwebt, verkabelt, verlebt.
Technicolor, Sepia,
Retrocharme.
Ich bin gefiltert, gepixelt, eingefärbt.
Meine Nase ist groß,
meine Nase ist klein, meine Augen sind blau, meine Augen sind braun. Ich bin
dürr, ich bin muskulös.
Ich bin Ich nur unterschiedlich.
Du kannst mich sehen,
ich bin bei dir, ich bin nicht hier.
Ich liebe, ich lebe, ich flirte, ich erfreue,
ich schreie,
ich träume, ich lache, ich leide, ich weine.
Ich bin ein
unterbrochenes Echo. Ich bin wiedergewählte Bewegungen. Ich bin abgehackte
Sätze. Meine Emotionen sind abgekürzt.
Meine Emotionen sind kleine gelbe
Gesichter.
Ich lerne nicht
kennen, ich lasse kennen lernen.
Ich bin Frage- und Antwortbogen. Ich bin
nichtrauchender Raucher, ich bin rauchender Nichtraucher. Ich bin ein
Hundekatzemaus-Mensch. Ich bin schwul, bi, hetero. Ich habe Beziehungen bei
50%.
Ich bin unschuldig,
ich bin sündig, ich bin ehrlich, ich bin falsch, ich bin eitel, ich bin locker.
Ich hab mein Zuhause im Unendlichen. Ich hab mein Herz im Kabelsalat.
Ich bin Ich. Doch bin
ich wer?
Ich mache die Bilder,
die ihr euch macht.
Ich lebe offen, ich lebe verschlossen. Ich bin ich und doch
bin ich das nicht. Ich zeige euch alles und doch verstecke ich mich.
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